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Altai – statt Ukok….

Aktualisiert: 14. Dez. 2020

Einen alten Traum habe ich mir mit dieser Reise erfüllt: die legendäre Landschaft des Altaisehen und ihre starke spirituelle Kraft erleben.

Deshalb wollte ich auf das Ukok-Plateau, wo in den letzten 20 Jahren die 2500 Jahre alten Kurgane – die Hügelgräber der Pazyryk/ ein Skythen-Stamm – in die öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit rückte. Bekanntester und aufsehenerregendster Fund war das Grab der „Prinzessin von Ukok“ oder „Skythen Prinzessin“ auf diesem Plateau. Für die altgläubigen Altaier  ( Schamanismus, Tengrismus, Bachrismus) stellt sie nicht nur die symbolische Kraft der alten obersten Götter dar, sondern auch die tatsächliche. Die Altaier forderten die Mumie der Skythen-Prinzessin zurück auf das Plateau, weil ihr seinerzeitiges Entfernen mit Naturkatastophen - u.a. 2006 ein großes Erdbeben in der Region Kosh- Agatsh, mit gehäuften und unerklärlichen Todesfällen bei Mensch und Tier in Verbindung gebracht wird. Heute befindet sie sich im National-Museum der Hauptstadt des Gebirgs-Altai, Gorno-Altaisk, wo man ihr eine eigene, gut dokumentierte und gestaltete Abteilung eingerichtet hat – leider ausschließlich auf Russisch und mit verhülltem gläsernen Sarg. Um es gleich vorweg zu nehmen: das Ukok-Plateau haben wir leider nicht erreicht. Hüfttiefer Schnee aus einem langen schneereichen Winter auf einem 3000m hohen Bergpass kurz vor dem Plateau und reißende Flüsse - übervoll mit Schmelzwasser - machten ein Erreichen auch mit Gelände-Autos unmöglich.

An dieser Stelle möchte ich das „Wir“ vorstellen: Mit mir als einziger Ausländerin waren noch vier Russen mit an Bord: Alexander, Chef von Alseka und Fahrer des einen Gelände- Autos; Sergej, siebenfacher russischer Extreme-Offroad-Champion, der seinen Titeln alle Ehre machte, als Haupt-Guide im zweiten Geländewagen; und zwei mit Alexander befreundete Gäste aus Novosibirsk. Das Ukok-Plateau wird wohlwissend als Expedition angeboten, weil man nie garantieren kann, dass es auch erreicht wird ( Wetterbedingungen, keine Genehmigungen, Grenzgeplänkel mit Kasachstan, Mongolei,…beste Reisezeit ist August, wir waren Ende Juni dort). Sergej undAlexander haben sich dennoch bis zum Geht-nicht-mehr bemüht so weit als möglich zum Plateau zu kommen – Schneestapfen und 2 Reifen im Fluß wechseln mit stundenlanger Seil- und Berge-Aktion inklusive! Andere Veranstalter würden hier schon längst aufgegeben haben.

Das ist das Tolle mit Alexander/Alseka: Erstens, dass sie wirklich bis ans machbare Limit gehen ohne unnötig zu riskieren, und zweitens haben wir in weiterer Folge flexibel unser Programm umdisponiert und eine wunderbare Rundreise mit sehnswerten Stationen durch das Gebirgsaltai gemacht. Wir passierten das „Rote (Fels-)Tor“ und fuhren einige Stunden auf ca. 1500m über eine unglaublich schöne Almlandschaft mit Wiesen, Seen, sehr viel Birken- und Nadelwälder - Taiga - , gelegentlichen Kurganen und viel Aussicht. Bis wir am oberen Rand eines Canyons standen: das Flußtal des Tschulyschman - 800m teilweise senkrechter Fels hinunter bis zum Talgrund. Wir fahren eine atemberaubende Serpentine hinab und weiter Stunden durch das Tal mit sich ändernder Landschaft , die immer grüner und idyllischer wird. Unterwegs: vereinzelt Menschen, kleine urtümliche Dörfer, Pferde-, Kuh- und Schafherden, Fluß- und Auenlandschaften, etliche Flußfurten, die wir queren. Schließlich erreichen wir die Ufer des Telezkojer Sees, der zweittiefste (325 bis 340m) See Rußlands nach dem Baikalsee. Trotz Regen unternehmen wir eine kleine Bootsfahrt, auch das Grau in Grau hat seinen Reiz. Am nächsten Tag fahren wir die gleiche Strecke zurück – der See ist nur mit Boot passierbar, es gibt keine weiterführende Strasse. Am Rückweg paßt das Wetter für einen Side-Step auf einen 3000m hohen Berggipfel, der als besonderer Kraftplatz gilt. Wir treffen dort auch einen Freund Alexanders, der ein junger Schamane in Ausbildung ist. Ein prachtvoller Panaroma-Blick von der Steppe um Kosh-Agatsh bis zur Belucha, dem heiligen 4507 m hohen Berg des Altai. Dann geht es auf dem Tschuijskij-/M-52- Trakt - Hauptverkehrsader von Novosibirsk durch das Altai in die Mongolei - und ein Stück auf der alten Seidenstrasse zurück Richtung Deniisowa Höhlen, 130 km südlich von Bijsk . Hier hat man 22 Schichten mit archäologischen Fundstücken, die eine Zeitspanne von ca. 1800 bis zu zwischen 125.000 und 180.000 Jahren zurückreichend umfaßt. Der Fund eines Backenzahns und eines Fingerknochens verweisen auf den Denissowa-Menschen, der aus der Altsteinzeit vor rund 40.000 Jahren stammt und mit dem Neandertaler verwandt ist. Es war ein aufregender Moment mit Entdecker- und Pioneer-Feeling als ich in der Höhle bei einem absichtslosen Griff ins Erdreich neben dem Gehbereich einen skelettierten Unterkiefer einer Hyäne plötzlich in den Händen hielt!

Letztendlich sind wir statt 2000 km 3000 km gefahren (natürlich gegen vereinbarten Aufpreis) und das nicht erreichte Ukok-Plateau wurde durch etliche andere Eindrücke wettgemacht. Besonders haben sich mir eingeprägt: die unglaubliche Schönheit und Vielfalt der Landschaft: von der unendlichen sibirischen Weite rund um Barnaul bis zu den Berg- und Almlandschaften ( besonders Richtung Ukok), viele glasklare Bäche, Flüsse und Seen, üppig blühende Almwiesen, karge runde Berge an der Grenze schon sehr mongolisch anmutend, die sich frei bewegenden Tierherden, Spuren eines Bären, das Verkosten des mit Wodka vermischten Blutes vom frisch abgeschnittenen Geweih eines Maral-Hirsches ( diesem werden stark energetisierende und aphrodisierende Wirkung nachgesagt! Im vermahlenen Geweihpulver nimmt man auch Kurbäder oder isst das Hirschfleisch.); die Nächte unter einem unglaublich klaren Sternenhimmel, besonders die Gebirgs-Nacht am einsamen –Forellensee; die ausgesucht schönen Zelt- und Lagerplätze, das Zeltaufbauen lernen und können, das gemeinsame Kochen und Essen in einfacher Feldküche inmitten der Wildnis, das abenteuerliche und aufregende Gelände-Fahren mit Alexander und Sergeij; und die starke Kraft und Energie dieses Landes mit seiner uralten spirituellen Kultur. Ich weiß, ich komme wieder!





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